Insider Triest Erich Bernard
BWM Designers Architects I Renee del Missier

Der Architekt Erich Bernard vom Wiener Architekturbüro BWM hat seine Wahlheimat in Triest gefunden. Was er an der Stadt besonders mag, wo es Architektur zu entdecken gibt und wo die Foodie-Hotspots auf dich warten, verrät er im Interview.

Franziska Riedl
28. Januar, 2024

Erich Bernard ist geborener Grazer und vom Herzen Triestiner. Der Architekt ist Visionär hinter dem Wiener Architekturbüro BWM und Kopf vielfach ausgezeichneter Interior Designs und Hospitality-Konzepte. Die Wahlheimat des Kreativen liegt allerdings weiter südlich an der Oberen Adria – in Triest, wo er gerade wieder neue Projekte ins Rollen bringt: das neue allererste Caffe Sacher in Triest, ein für 2025 geplantes 25hours Hotel auf der Piazza Vittorio Veneto, die jüngst eröffneten URBANAUTS Studios Minelli und die Apartments La Donota.

Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Erich mit der Architektur- und Kulturgeschichte der Hafenstadt. Sein Wissen über spannende Plätzchen und das historische Erbe gibt er gemeinsam mit Gourmetjournalisten Georges Desrues im Buch „Triest für Fortgeschrittene“ (Styria Verlag) zum Besten. Seine Insidertipps für Triest teilt er hier im Interview mit dir.

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Triest Geheimtipps von Architekt Erich Bernard
 

Was tut sich grad ganz Neues in Triest?

Die Diskussion über den Umbau des alten Hafens oder die Umsetzung des bizarren, alten Hafengebietes, unmittelbar am Zentrum von Triest ist nun schon einige Jahrzehnte alt. Nun scheint sich in kleinen Schritten doch etwas zu tun. Immerhin gibt es ein neues Kongresszentrum, ein interessantes Museum über die Geschichte des Lloyd Triestino und neue Ausstellungsräume. Ganz aktuell ist die Diskussion über die Ovovia – eine Seilbahn, die vom Zentrum Triests aus durch das Gelände des alten Hafens nach Barcola und von dort hinauf nach Opicina zum Bahnhof an der Kante zum Karst führen soll. Ob dieses Projekt, das durch das Naturschutzgebiete führt und aus Umweltgründen höchst umstritten ist – ebenso wie die Errichtung eines großen Kreuzfahrt-Terminals in den historischen Hafenanlagen – tatsächlich realisiert wird, steht in den Sternen. Vielmehr wünsche ich mir, so wie die meisten Triester, die Wieder-Inbetriebnahme der charmanten blauen Tramway-Linie von der Piazza Oberdan nach Opicina, die nach sechs Jahren Stillstand für heuer geplant ist.

An welchen Ort kehrst du immer als erstes zurück, wenn du in deine Wahlheimat Triest kommen?

Einer meiner Lieblingsplätze ist der Obelisk, der hoch über Triest, das Ende der alten Triester Straße markiert. Diesem Platz gehört auch mein erster Stopp, wenn ich nach Triest komme. Von hier hat man einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Stadt bis hinüber nach Muccia. Und das ist auch der Punkt, an dem man nach einer langen Fahrt zum ersten Mal das Meer sieht.

Wo triffst du Freund*innen zum Essen?

Ganz unkompliziert beim „Buffet Da Giovanni“, das an dieser Stelle schon seit mehr als hundert Jahren besteht. Ein sehr netter Ort ist auch das kleine „Mimì e Cocotte“, ein kleiner sympathischer Ort, an dem man von den Gastgebern Giovanna und Davide sehr persönlich betreut wird. Hier gibt es auch exzellente Naturweine.

In welche Bar zieht es dich immer wieder?

Das große Caffè San Marco mit seiner integrierten Buchhandlung, die von Betreiber Alexandros Delithanassis sorgfältig renoviert und kuratiert werden, ist ein Ort, der sich auch in Metropolen wie Paris oder New York befinden könnte, und ist immer ein wichtiger Anlaufpunkt für mich.

Essen am Wasser? Wo ist hier dein Lieblingsplatz?

Triest hat nur wenige Plätze, an denen man am Wasser essen kann. Einer der feinsten liegt einige Kilometer außerhalb der Stadt, unterhalb der Costiera auf der Höhe von Santa Croce und kann nur über eine sehr steile Strasse erreicht werden, auf der die Kupplungen zu rauchen beginnen. Hat man das Glück dort einen Parkplatz zu finden, wird man in der Trattoria Bellariva mit gutem Essen und einem schönen Blick aufs Meer belohnt.

Welchen Koch, welche Köchin hast du zuletzt in Triest entdeckt?

Für mich ist Marco Munari einer der besten Köche der Stadt. In seiner „Osteria Salvagente“ kocht er bewusst Regionales und Saisonales.

Hast du einen guten Tipp für eine Badeplatz in Triest?

Wohl einer der kuriosesten Badeplätze am Mittelmeer schlechthin ist das „El Pedocin“, das historische Bagno Marino La Lanterna. Hier sind die Badeanlage und der Strand bis heute streng in eine Zone für Damen und eine für Herren geteilt, ein Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Will man sich dann doch (gemischt) unterhalten, so trifft man sich ein paar Meter weiter draußen im Wasser. Oder man macht es einfach wie die meisten Triester und sucht sich entlang der Küste in Barcola kurzerhand einen Badeplatz am Gehsteig oder bei den Topolini aus den 50er Jahren.

Hat Triest eine grüne Seite? Wenn ja, wo?

Einer der reizvollsten Gärten ist zweifellos der Park des Schlosses Miramare. Hier hat der Hobbybotaniker Erzherzog Maximilian, der später Kaiser von Mexiko, seien Traum vom Paradiesgarten in Szene gesetzt. Besonders reizvoll ist es vom Hauptbahnhof mit einem der acht täglich verkehrenden Züge zur Bahnstation Miramare zu fahren, um von dort die Parkanlage durch den oberen Eingang zu betreten und bis zum Meer zu durchwandern.

Wo kaufst du gerne deine Lebensmitteln in Triest ein?

Inmitten der vielen kleinen Lebensmittel- und Delikatessen-Geschäfte, die in der Stadt verteilt sind, ist das Eataly direkt im Yachthafen eine Sensation, die Auswahl ist großartig und der Markt gilt als einer der schönsten der Slowfood-Marke. Für regionale Produkte gibt es den kleinen Bauernmarkt Campagna Amica, der alle 14 Tage auf der Piazza Goldoni zu finden ist. Dazu lohnt es sich auch noch einen Abstecher in den Mercato Coperto zu machen, dessen Gebäude aus den 1930er Jahren ein architektonisches Juwel ist und aufgrund seiner spiralförmigen Auffahrtsrampe auch „Little Guggenheim“ genannt wird.

Du bist Architekt. Magst du uns 3 Tipps zur Architektur geben, die man in Triest unbedingt sehen sollte?

Triest ist eine Stadt, die in den 1930er Jahren unter dem Faschismus stark verändert wurde. Aus dieser Zeit finden sich einige hervorragende Beispiele im Stile des Rationalismus (Razionalismo) wie etwa die Palazzo Generali von Marcello Piagentini und das „rote Hochhaus“ von Umberto Nordio entlang des Corso Italia oder auch die Bebauung rund um die Piazza Oberdan. Gleich im Anschluss daran, auf der Piazza della Bora, findet sich die Casa Bartoli, eines der schönsten Häuser des Wien-Triester-Architekten Max Fabiani aus dem Jahre 1906. Sucht man Historisches so empfehle ich die Palazzo delle RAS auf der Piazza della Repubblica, in dem sich heute das DoubleTree by Hilton befindet. Hier lohnt sich ein Blick in das großartig ausgestattete 1. Obergeschoss, wo sich auch ein kleiner Teesalon befindet. Auf der Seitenfront dieses Gebäudes, in der Via Dante 1, befindet sich das neue Caffe Sacher Triest, das in die restaurierte Original-Einrichtung im Stile des Wiener Sezessionismus aus dem Jahr 1912 integriert wurde.

Ein Ausflug ins Hinterland von Triest? Wo zieht es dich da hin?

Ein Ausflug ins Hinterland auf die Ebene des Karts lässt sich für Freunde der brutalistischen Architektur ideal mit einem Besuch der riesigen prismatischen Stahlbeton-Kirche verbinden. Von der Terrasse dieser Kirche aus dem Jahre 1966 hat man einen sensationellen Blick über den gesamten Golf von Triest – an ganz klaren Tagen, so sagt man, kann man hier sogar den Campanile von San Marco in Venedig sehen.

In welches Hotel schickst du Freund*innen, die aus Wien anreisen?

Das erste Haus am Platz ist das Hotel Duchi D’Aosta auf der Piazza Unità. Will man einen Meerblick, so empfehle ich das Savoia Excelsior Palace – so der Blick nicht durch eines oder zwei der riesigen Kreuzfahrstschiffe verstellt ist. Unweit davon etwas tiefer in der dichten Altstadt gelegen, finden sich die URBANAUTS Studios Minelli ein einfacheres, charmantes Haus, das wir frisch mit den Farben des Triester Sommers renoviert haben.

Was fehlt dir am meisten, wenn du grad nicht in Triest bist?

Triest. (lacht)

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Silvia Trippolt-Maderbacher hat in ihrem Buch "Genießen in Friaul. Das Beste zwischen Bergen und Meer." Insidertipps in der Region gescoutet. Ihren Lieblingsplätze in Grado, Udine, Palmanova und Pordenone.

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