Insider Berlin: Julia Guther

Zwei Alben veröffentlichte Julia Guther mit ihrer Band Guther auf dem Label Morr Music. Nun arbeitet die Berlinerin als Grafikdesignerin und Illustratorin. Für Morr Music und andere.

von unseren Korrespondenten
10. März, 2016

Zwei Alben veröffentlichte Julia Guther mit ihrer Band Guther auf dem Label Morr Music. Nun arbeitet die Berlinerin als Grafikdesignerin und Illustratorin. Für Morr Music und andere.

Sie arbeiten als Illustratorin und Grafikdesignerin. Welche Zeichen im Stadtbild finden Sie interessant?

Leider findet man in Berlin immer weniger davon, was mir dann auffällt, wenn ich aus anderen Städten zurückkomme, zum Beispiel die alten Leuchtschriften am Alex waren es einmal, oder alte Ladenbeschriftungen an den Häusern. Selbst die sogenannte "Street Art" finde ich in Berlin nicht sonderlich präsent. Toll ist natürlich, dass es in Berlin so viel sehr unterschiedliche Stadtteile und damit einhergehende Stadtbilder gibt. Oft mache ich am Wochenende einen Ausflug in "ein anderes Stadtgebiet". Wenn ich dann am Fehrbelliner Platz lande, wo alles wie in Westdeutschland aussieht, in dem ich aufgewachsen bin, oder auf dem Jüdischen Friedhof in Weissensee, dann bin ich immer wieder erstaunt und auch inspiriert von der Vielseitigkeit Berlins, die man im Alltagstrott gerne mal vergisst. Wirklich einprägsam in Erinnerung geblieben ist mir zuletzt die Arbeit von Cyprien Gaillard, der Neon Indianer der "Cleveland Indians", der vor einigen Jahren das ehemalige Haus der Statistik schmückte.

Jüdischer Friedhof Weissensee
Herbert-Baum-Straße 45

Häufig arbeiten Sie analog. Mit Papier und Karton, Schere und Kleber. Welche Papierwarenhandlung der Stadt empfehlen Sie?

Ich müsste lügen, wenn ich nicht Modulor sagen würde. Planet Modulor – das Paradies für alle, die mit Material arbeiten. Hier gibt es nicht nur das tollste Papier und alles andere, was das Bastlerherz begehrt, es ist auch leider ein Geldgrab für Künstlerbedarf-Süchtige wie mich.

Modulor Material Total
Prinzenstraße 85

Viele Ihrer Arbeiten entstehen für das Label Morr Music. Wo in der Stadt kaufen Sie gerne Platten?

Bei "Bis auf's Messer" oder "HHV - Hip Hop Vinyl", beide in Friedrichshain.

Bis auf's Messer
Marchlewskistraße 107

Neben Plattencovern haben Sie auch Bücher gestaltet. In welchen Buchläden schätzen Sie Sortiment und Atmosphäre?

"Pro qm" und "Do You Read Me" in Mitte natürlich und Motto auf der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Und wenn ich mal am Savignyplatz bin, stöbere ich gerne auch bei Bücherbogen unter der S-Bahn.

Motto
Skalitzer Straße 68

Sie haben einmal den Gestalter Otl Aicher als für Sie faszinierende Inspiration genannt. Gibt es Museen oder andere Orte der Geschichte, die Sie inspirieren?

Naja, Otl Aicher ist natürlich mein Held der Heimat. Mein Lieblingsmuseum in Berlin ist das Museum der Dinge. Die haben ein riesiges Archiv an Alltagsgegenständen und Objekten. Sie machen tolle Ausstellungen, teils mit ihrem Bestand der Sammlung, stellen aber auch anderes aus. Auch der Museumsshop ist besonders – eine schöne Auswahl an Dingen. Außerdem mag ich die Gemäldegalerie im Kulturforum – die ist wirklich unterbewertet und hat ein tolles Programm.

Museum der Dinge
Oranienstraße 25

Und wo haben Sie zuletzt ein gutes Konzert gehört?

Gute Orte für Liveshows gibt es so viele. Immer wieder toll ist es in der Volksbühne, Heimathafen Neukölln (Karl-Marx-Straße), kleinere Venues wie der Monarch (Skalitzer Straße) und am tollsten war natürlich der legendäre Festsaal Kreuzberg, der letztes Jahr leider abgebrannt ist! Ich hoffe, es gibt bald eine Neueröffnung.

Volksbühne Berlin
Linienstraße 227

Sie haben anfangs Architektur studiert. Welche Architekturen der Stadt faszinieren Sie?

Ich bin ein Fan der Architektur der 50er/60er-Jahre. Die Philharmonie (Herbert-von-Karajan-Straße) und die Staatsbibliothek von Hans Scharoun (Potsdamer Straße), die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe (Potsdamer Straße) oder die Gebäude im Hansaviertel, die zur Ausstellung Interbau 1957 entstanden sind. Neulich war ich das erste Mal im Mies van der Rohe Haus in Weissensee. Ich glaube, das ist aus den 30ern, es lohnt sich, dort mal für einen Wochenendausflug hinzufahren und mit einem Spaziergang um den See zu verbinden.

Haus Lemke
Oberseestraße 60

Zu Alltäglicherem: Wo haben Sie kürzlich gut gegessen?

Es mag vielleicht so wirken, als wollte ich den Österreichern schmeicheln, aber es ist einfach die Wahrheit: im Felix Austria in Kreuzberg.

Felix Austria
Bergmannstraße 26

In welchen Cafés verweilen Sie gerne?

Im "No Fire No Glory" in der Rykestraße, im Café Pförtner bei den Uferhallen in Wedding oder bei einem Stück leckersten New York Cheese Cake von Five Elephant in der Reichenberger Straße in Xberg.

Five Elephant
Reichenberger Straße 101

Gibt es Orte, von denen Sie sagen würden, dass es sie so nur in Berlin geben kann?

Womöglich das Tempelhofer Feld auf dem ehemaligen Flughafengelände, Konnopke's Currywurst Imbiß unter der U2 an der Eberswalder Straße und Clärchen's Ballhaus in Mitte – da mischt sich alles zum Schwofen. Jung und Alt, Ost und West, Touristen, Hipster und Freaks.

Clärchens Ballhaus
Auguststraße 24

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