Fotograf Giacomo Cosua lebt in Venedig, wenn er nicht gerade für Auftraggeber unterwegs ist. Er erzählt uns von seiner Stadt und seinen Lieblingsorten in der Lagune.
Fotograf Giacomo Cosua lebt in Venedig, wenn er nicht gerade für Auftraggeber unterwegs ist. Er erzählt uns von seiner Stadt und seinen Lieblingsorten in der Lagune.
Venedig verändert sich – was ist Ihnen zuletzt aufgefallen?
Die Stadt zeigt sich nach außen seit Jahrhunderten gleich, aber das ist nur die Oberfläche. Die Realität ist, dass viele kleine Geschäfte schließen, keine kleinen Tante-Emma-Läden, sondern nur mehr große Supermarktketten Einzug halten. Es ist ein wenig traurig. Wir sind alle von Handyshops und Geschäften mit gefälschten venezianischen Masken umgeben: Venedig ist noch immer traumhaft, aber wenn man tiefer gräbt, bemerkt man die Konsequenzen der jahrelangen Misswirtschaft im Tourismus.
Zu welchem überraschenden Ort führte Sie Ihre Arbeit zuletzt?
Letzten Herbst habe ich backstage die Persol-Sonnenbrillen-Kampagne fotografiert. Es war unglaublich, mit der amerikanischen Fotografin Nan Goldin tolle Szenerien zu finden. Wir waren in einem sehr alten Palast einer venezianischen Familie, die Antiquitäten sammelt und verkauft. Es war umwerfend, kein Ort, an dem man leicht Zugang bekommt.
Welche Museen mögen Sie in Venedig besonders gern?
Palazzo Grassi zeigt immer etwas Interessantes, aber ich glaube, das Tre Oci, ein neues zeitgenössisches Museum für Fotografie, hat in den letzten Jahren eine Lücke in Venedig geschlossen (Campo San Samuele, 3231 & Fondamenta Zitelle, 43). Es war ein privater Palazzo in Giudecca, jetzt kann man dort Ausstellungen von Salgado, Erwitt und anderen sehen.
Wo hatten Sie zuletzt ein umwerfendes Essen?
In der Nähe meiner Wohnung befindet sich Anice Stellato, wo ich wirklich gerne esse. Toll geführtes Restaurant, dessen Karte nur auf Fisch spezialisiert ist. Ich hatte eine tolle Frittura – frittierter Fisch und Gemüse.
Wo treffen sich die Kreativen Venedigs nach der Arbeit?
Am Campo Santa Margherita befindet sich die Bar Rosso. Ich glaube, einer meiner liebsten Plätze in Venedig, auch weil das Publikum jünger ist.
In welcher Gegend Venedigs würden Sie gerne wohnen?
Ich habe Glück, ich habe meine Wohnung in Cannaregio und ich denke, mit Castello hat man zwei Bezirke, in denen sich noch das richtige venezianische Leben abspielt und nicht alles von Touristen dominiert ist. Es gibt ein tolles Hotel in der Nähe von Madonna dell’Orto, das Hotel Dei Dogi, wahrscheinlich eines der schönsten aus der Reihe der Venedig-Klischees.
Wo treffen Sie Freunde auf einen Kaffee oder Tee?
Im Calle Lunga San Barnaba, in der Nähe zu S.Margherita im Dorsoduro-Bezirk gibt es einen japanischen Teeraum, das Fujiyama – der beste Platz für Tee.
Ausgehen in Venedig, wohin führt Sie der Abend?
Ich finde manchmal Giudecca lässig, es gibt dort nette Bars und Restaurants, von den Feineren bis zur klassisch venezianischen Osteria. Man muss nur den Wasserbus nehmen und den Kanal queren.
Was sollten wir bei unserem nächsten Besuch auf jeden Fall anschauen?
Burano nicht vergessen: Nur 35 Minuten mit dem Wasser-Bus von Venedig entfernt, befindet sich eine unglaubliche Insel. Bunte Häuser und großartige kleine Plätze. Vergesst nicht eine Packung Bussolai zu kaufen, die richtigen Biscuits von Burano.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Reisegeschichte über Venedig zu gestalten, zu welchen unbekannten oder geheimen Orten würden Sie den Leser führen?
Es gibt da einen sehr schönen Ort, der nicht sonderlich bekannt ist und ich nehme meine Freunde jedesmal dorthin mit. Es ist ein sehr schönes Gebäude - Palazzo Contarini del Bovolo – sehr abgelegen und nur ein kleines Schild auf der Hauptstraße weist darauf hin. Bovolo bedeutet auf venezianisch Schlange – das Gebäude hat eine Außentreppe, die aussieht wie eine Schlange: ein Must-see in Venedig.
