© Gregor Lengler
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Insider Thüringen: Rita Worm

Rita Worm ist Geschäftsführerin der Farbglashütte Lauscha – ELIAS Glashütte. Aus Berlin kam die gebürtige Sächsin ins kleine Lauscha und betreibt hier ein Thüringer Aushängeschild, wenn es um traditionell-innovative Handwerkskunst geht. Im Interview erzählt Sie von Ihren liebsten Plätzen in der Region.

Franziska Riedl
25. Mai, 2018

Lauscha ist eine Glasbläserstadt. Ihr Herzstück: die Farbglashütte Lauscha. Können Sie ein bisschen etwas über die Geschichte der Tradition erzählen? Warum hat sie sich gerade in Lauscha so entwickelt?

Die Geschichte der Farbglashütte Lauscha beginnt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Hans Greiner, der „Schwaben-Hans“ und Christoph Müller, Glasmacher, ließen sich mit ihren Familien im heutigen Lauschatal nieder. In die Entwicklung des Ortes fügt sich die Geschichte der im Jahre 1820 gegründeten Firma „Elias Greiner Vetters Sohn“ und ihrer Glashütte, der „Seppenhütte“ ein. Das Fortbestehen der Glasproduktion ist wohl der großen Schöpferkraft dieser Familie zu verdanken. 1849 erhielt Elias Greiner ein Patent auf die Erfindung „Künstlicher Achat- und Edelsteinkugeln“. Somit war die Glasmurmel erfunden. 1853 wurde die heutige Farbglashütte fertig gestellt. Fünf Jahre vorher wurde der erste gläserne Christbaumschmuck von den Lauschaer Glasbläsern hergestellt. Seit dem ist das kleine Städtchen Lauscha als Geburtsstadt des gläsernen Christbaumschmuckes bekannt.

Lauscha

Erzählen Sie von Ihrem Betrieb. Was gibt es für Neuigkeiten, die Besucher unbedingt wissen sollen?

1853 wurde die ELIAS Farbglashütte Lauscha gegründet. Sie war die erste Hütte, wo farbiges Glas geschmolzen und Kryolithglas für Menschenaugen gefertigt wurde. Heute ist sie die letzte Glashütte in der immer noch aus Sand, Soda, Pottasche, einer Menge Herzblut und Liebe bei 1500°C Glas entsteht, daraus Röhren und Stäbe mit der Hand gezogen, Glas für Menschenaugen produziert, Gläser und Teller aus Waldglas am Ofen hergestellt und Gartenkugeln in reiner Handarbeit einzeln eingeblasen werden. Jeder ist herzlich eingeladen die handwerklich hochwertige Produktion bei einer Erlebnisführung zu besuchen!

ELIAS Farbglashütte Lauscha
Straße des Friedens, 46 98724 Lauscha

Gehen wir ein wenig über die Grenzen von Lauscha hinaus: Wo erleben Sie die traditionelle Handwerkskunst, die auf Innovation und Zeitgeist trifft, in Thüringen besonders gern?

Tassen und Teller aus Porzellan sind die Tradition, die erotische Gestaltung von Porzellan ist Zeitgeist! Lasziv, frivol, skurril, heiter, amüsant. Seit über 20 Jahren erschafft die in Cursdorf lebende und arbeitende Porzellan-Bildhauerin Kati Zorn einzigartige Porzellanplastiken. Sie versteht es, die großen, allgemeingültigen Gefühle wie Liebe, Lust, Freude, Trauer und Melancholie in ihren Porzellanfiguren festzuhalten. Ihre Arbeiten zeigen Charaktere, mit all ihren Schwächen, Stärken oder liebenswerten Unzulänglichkeiten. Jedes Objekt trägt die unverkennbare Handschrift einer leidenschaftlichen Künstlerin mit Sinn für Pathos und Humor.

Kati Zorn Porzellankunst
Treibe 19, 98744 Cursdorf

Gibt es einen Shop oder ein Museum, das Sie in Bezug auf Handwerk besonders gerne besuchen?

Da muss ich wieder Kati Zorn nennen. Sie schafft es immer aufs Neue, den Betrachter mit den spannenden Geschichten, die ihre bezaubernden Akteure erzählen, zu fesseln.

Kati Zorn Porzellankunst
Treibe 19, 98744 Cursdorf

Wo tut sich in der Gegend rund um Lauscha momentan besonders viel? Wo hatten Sie zuletzt ein „Wow-Erlebnis“?

Auf dem Skywalk der Porzellanwelten Leuchtenburg bei Kahla! Im „Archiv der Wünsche“ schreiben Sie unter Schwarzlicht Ihren persönlichen Wunsch auf Porzellan. Bei normalem Tageslicht ist der Wunsch also nicht lesbar und bleibt ein Geheimnis. Dann betreten Sie den 20 Meter langen Steg der Wünsche. Er ragt weit über die Burgmauern hinaus. Am Ende des Stegs suggeriert der gläserne Boden Schwerelosigkeit, die verglaste Brüstung gibt den Eindruck, als würde sich der Steg in Richtung Himmel „auflösen“. Hier wird das „verwunschene“ Porzellan am Burghang hinunter geworfen und zersplittert in 25 Metern Tiefe auf einem Scherbenhaufen. Durch dieses alt bekannte Ritual soll der geheime Wunsch in Erfüllung gehen.
Ganz neu auf der Leuchtenburg: die erste Porzellan-Kirche! Michael J. Brown (Design NAU2) ist in Zürich, Berlin und Los Angeles im Spannungsfeld zwischen Architektur und Ausstellungsdesign tätig und hat jetzt die alte Burgkapelle der Leuchtenburg mit seinen innovativen Ideen zur ersten Porzellan-Kirche gemacht hat. Sie ist mit einem Lamellen-Vorhang aus matt-weißem Porzellan ausgestattet, der von der Decke bis zum Boden reicht und für einen ganz besonderen Raumeffekt sorgt.

Leuchtenburg Kahla / Porzellankirche
Dorfstraße 100, 07768 Seitenroda

Ein freier Sonntagnachmittag. Wie gestalten Sie ihn?

Am liebsten genussvoll im Schillerhaus Rudolstadt! Im damaligen "Beulwitzschen Haus"  traf Schiller Ende des 18. Jahrhunderts auf Menschen, die sein Leben veränderten.
Im Mai 2009 wurde das Haus der Lengefelds in Rudolstadt als Museum eröffnet. Ein liebenswertes kleines Museum ohne Pomp und Staub, das seinen Fokus auf eine Zeit in Schillers Leben richtet, die man als Wende werten kann. Die geistige Atmosphäre ist in jedem Raum zu spüren. Anschließend kann man im überdachten Innenhof oder im Sommer im Garten einen guten Latte Macchiato trinken, nachdenken oder lesen.

Schillerhaus Rudolstadt
Schillerstraße 25, 07407 Rudolstadt

Wo hatten Sie zuletzt ein wunderbares Abendessen mit Freunden?

Im Scala-Turm Restaurant im Intershoptower in Jena: Wahnsinnsaussicht 128 Meter über der Stadt im 29. Stock und leckerstes Essen – Küchenchef Christian Hempfe hat wieder gezaubert!

SCALA Restaurant
JenTower 27.–29. OG, Leutragraben 1, 07743 Jena

Ein Unternehmen zu leiten kann auf die Substanz gehen. Wo in der Region tanken Sie wieder Energie für neue Projekte?

Am besten beim Joggen oder Wandern auf dem Rennsteig. Der etwa 170 Kilometer lange Kammweg ist der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Er führt direkt an Lauscha vorbei, ist ziemlich ursprünglich und der tollste Energiespender.

Rennsteig

Ein Hotel, das Sie Freunden empfehlen, die auf Besuch kommen?

Am wohl schönsten Fleck des Rennsteiges liegt Masserberg und das Boutique Hotel Residenz. Ein kleines, sehr persönliches Haus mit Menschen, die Menschen lieben. Vor über 100 Jahren als Hospiz gegründet, später wegen seiner einmaligen Lage als Hotel "Schau ins Land" geliebt und dann über viele Jahrzehnte Bestandteil der Prof. Lenz Augenklinik. Heute ein geschiefertes Fachwerkhaus mit Charme, Panorama Hallenbad und Wellnessbereich. Mit Wintergarten, Sommerterrasse, Fondue-Alm und einer jungen, ideenreichen Küche.

Boutique Hotel Residenz
Kurhausstrasse 9, 98666 Masserberg

Last not least: Ihr persönlicher Insidertipp für eine Reise in Thüringen?

Genusswandern mit Kühe kämmen! Auf den Bergwiesen bei Neuhaus am Rennweg rund um den Diebeskamm sind Schottische Hochlandrinder zuhause. Auch in langen Wintern, die in den Hochlagen des Thüringer Waldes herrschen, fühlen sich diese robusten Tiere in der freien Natur am wohlsten. Mit dem Betreten der Weide müssen Sie loslassen, Ihre Mitte finden, sich also von der rationalen Ebene auf die emotionale Ebene begeben. Nur so können Sie Kontakt mit den Tieren aufnehmen, sie berühren, ihr zottliges Fell kämmen. Folgen Sie ganz Ihren Urinstinkten, schnell werden sie merken, wie Stress und Hektik abfallen!

buchbar über das Boutique Hotel Schieferhof
Eisfelder Straße 26, 98724 Neuhaus am Rennweg/Lauscha

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